Jens Kreiterling ist Vorstand bei der Landmarken AG und für die Themen Digitalisierung, Personal, Marketing und Startup Kultur sowie Immobilienmanagement zuständig.
Megatrends weisen den Weg der langfristigen Entwicklung einer ganzen Gesellschaft. Damit haben sie auch eine weg- weisende Funktion für die Immobilienwirtschaft, vor allem bei strategischen Weichenstellungen wie der langfristigen Ausrichtung von Geschäftsprozessen und -modellen. Einer der in diesem Zusammenhang derzeit meist diskutierten Megatrends ist die Digitalisierung, bei der aufgrund ihrer gesellschaftlichen Tragweite auch von der „digitalen Revolution“ gesprochen wird. Diese geht weit über die einfache Umwandlung analoger in digitale Daten hinaus und verändert die Lebensumwelt der Menschen grundlegend. Folgerichtig kann sich auch die Immobilienwirtschaft diesem Veränderungsprozess nicht entziehen. Unsere Pressemitarbeiterin Sevgi Metzger sprach mit Jens Kreiterling über die Veränderungen, die sich durch Digitalisierung für die Immobilienwirtschaft ergeben:
Herr Kreiterling, glauben Sie, dass die Digitalisierung neue Wege für kommerzielle Gebäude eröffnet?
Ja, denn inspiriert von den Ideen einer neuen Generation junger Arbeitnehmer, gestalten wir Arbeitsplätze heute nicht mehr als statischen Ort, sondern digital, mobil und vielseitig. Entscheidend ist der Mensch, deshalb steht der Nutzer mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Rund um die Immobilie oder das Quartier bieten wir viele Services an, damit der Mieter den Fokus auf die Arbeit erhöhen kann und zugleich das Ziel einer guten Work Life Balance erreicht. Der Vermieter wird mit Hilfe von Digitalisierung zum Hotelier, weil er – ähnlich wie in einem Hotelbetrieb – viele Dienstleistungen anbieten kann.
Wie?
Das Bürogebäude der Zukunft ist digital, flexibel und multifunktional. Als Smart Comercial Building unterstützt es Arbeiten von überall. Die Möglichkeiten der Digitalisierung helfen uns dabei, die Handhabung und Bedienung des Gebäudes sowie dessen Unterhaltung und Reparatur für jedermann zu vereinfachen. Mit künstlicher Intelligenz lernen Gebäude, einen speziellen Bezug auf die Haustechnik zu entwickeln, Energie zu sparen oder sogar selbst zu produzieren, um einen wichtigen zum Erreichen unserer Klimaziele zu leisten. Die Digitalisierung wird es ermöglichen, ein Gebäude intensiv zum Wohle des Nutzers zu betreiben – als ob ein Butler vor Ort wäre, jedoch mit viel weniger Personaleinsatz. Ein guter Vergleich ist das Smartphone. Eigentlich ein Telefon, übernimmt es heute eine Vielzahl weiterer Funktionen und unterstützt seine Nutzer – diese Idee lässt sich auf die Immobilie übertragen.
Die aber, im Gegensatz zum Smartphone, immobil ist.
Genau, insofern kann sie nur einen Teil der Funktionen übernehmen. Immerhin wird sie aber im Schnitt zwischen sechs und neun Stunden am Tag intensiv genutzt und steht den Mitarbeitern somit zur Verfügung. Vernetzte Möbel wissen, wie der einzelne Nutzer sitzen möchte und messen nebenbei die Auslastung der Bürolandschaft. Wenn ich ins Büro einchecke, finde ich automatisch meine Wohlfühltemperatur und meine gewohnte Umgebung vor – mitsamt der von mir bevorzugten Helligkeit, Sitz- und Arbeitseinstellungen.
Das wichtigste Kapital eines Unternehmens sind heute die Mitarbeiter. Diese an sich zu binden und zu pflegen, damit sie bestmögliche Wertschöpfung bringen und dem Unternehmen treu bleiben, wird leichter mit einer Arbeitsumgebung, die den Mitarbeiter als Gast auffasst und ihm seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich macht. Ein Gebäude mit Highspeed-Internet, Meeting- und Gamerooms, Freizeitangeboten und einem modernen Mobilitätskonzept, daran arbeiten wir aktuell. Über einen digitalen Concierge werden E-Autos und Konferenzräume flexibel gebucht, Paket-, Druck-, Reinigungs- und Wäscheservice gesteuert. Community-Chat-Funktionen bringen Menschen aller Mieteinheiten zusammen, sei es zum fachlichen Austausch oder zum gemeinsamen Sport in der Pause.
In welchem Unternehmen würden Sie gerne für eine Woche Einblick erhalten?
Ganz sicher Google. Da wird die Welt von morgen ersonnen!
Wie kann die Immobilienbranche innovativer werden? Was wären Ihre drei Tipps?
Erstens muss sich die Branche viel stärker auf den Kunden und seine sich wandelnden Bedürfnissen konzentrieren, anstatt an bewährten Verhaltensmustern und Konzepten festzuhalten. Dazu gehören neben den genannten digitalen Services auch flexible Mietoptionen, z.B. mit anpassbaren Laufzeiten und Flächenvolumen.
Zweitens brauchen wir die Einsicht, dass Innovation und Digitalisierung nur mit zusätzlichen Kapazitäten und motivierten Mitarbeitern möglich ist. Da muss man als Unternehmen voll hinter stehen.
Drittens müssen wir Ziele definieren und alles daran setzen, diese zu erreichen. Das aktuell gute Marktumfeld erleichtert uns dies, deshalb müssen auch jetzt die richtigen Weichen gestellt werden.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Start-ups, die sich in den Immobilienmarkt wagen wollen? Welche Entwicklung erwarten Sie hier in den nächsten zehn Jahren?
Startups stehen einem sehr heterogenen Immobilienmarkt mit vielen kleinen Firmen gegenüber. Skalierbare Geschäftsmodelle in diesem immer noch intransparenten und national orientierten Markt zu finden, ist eine große Herausforderung. Die Immobilienwirtschaft besteht aus vielen einzelnen Disziplinen, deshalb ist es nicht einfach, diesen Markt zu erobern.
Dabei können gerade Start-ups aus der digitalen Szene mit ihren Ideen gute Lösungen für die Immobilienwirtschaft entwickeln. Meines Erachtens sollten hier die Verbände eine zentrale Rolle übernehmen, um gezielt junge Start-ups mit Informationen zu versorgen und gleichzeitig als Nahtstelle fungieren mit dem Ziel, Start-ups und Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft zusammenzubringen, aber auch um einheitliche Standards und IT-Protokolle zu vereinbaren.
Wir bedanken uns bei Jens Kreiterling für das spannende Interview.
Mehr über die Landmarken AG: www.landmarken-ag.de
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Pressekontakt ANIMUS
Sevgi Metzger
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