Im Home Report 2021 definiert Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern den Wohntrend „Romancing the Balcony – das Revival von Balkon und Terrasse“. Private Outdoor-Bereiche wie Balkon, Garten, Terrasse & Co. waren während des Lockdowns Gold wert und machten die Zeit um ein Vielfaches erträglicher. Ein eigener Ort im Freien war so begehrt wie nie. Diese Wiederbelebung privater Außenbereiche hat weitreichende Auswirkungen für den Wohnungsbau.
Der Balkon als Ort des Wohlfühlens, der Freiheit und der Gemeinschaft
Balkone waren besonders in der Krise ein Zeichen für Lebensqualität und Freiheit. Während viele Balkone in Prä-Corona-Zeiten ein eher trauriges, verstaubtes Dasein beispielsweise als zweite Abstellkammer fristeten, erfuhr die begehrte Außenfläche im Lockdown ein wahres Revival und wurde wieder so richtig aufgehübscht. Viele ernannten den Balkon zum eigenen Corona-Großprojekt und deckten sich mit neuen Outdoor-Möbeln, schönen Pflanzen und Dekoartikeln ein. Derartige Produkte haben im Laufe der letzten Jahre einen regelrechten Boom erlebt. Gartencenter und Baumärkte waren so stark besucht wie nie: Laut Handelsverband für Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) konnte im ersten Halbjahr 2020 ein Umsatzanstieg von 25 Prozent bei Gartenartikeln verzeichnet werden.
Darüber hinaus dienen Balkone als Mittel, den sozialen Austausch zu fördern und sozialer Vereinsamung entgegenzuwirken. So wurden sie während der Pandemie zum Ort für den so selten gewordenen Plausch mit den Nachbar*innen oder zur Bühne für die berühmten Balkon-Konzerte, die in Italien ihren Anfang fanden. Mittlerweile gibt es auch einige Architekt*innen, die Balkone speziell so planen, dass Nachbar*innen einfacher in Kontakt miteinander treten können. Horx-Strathern nennt beispielsweise das Architekturbüro Kwong von Glinow aus Chicago, das mit ihren „Table Top Apartments“ ein innovatives, modulares Balkon-System konzipierte, welches an übereinander gestapelte Tische mit unterschiedlichen Formen erinnert. Durch diese Bauweise werden neue Freiräume gewonnen, die zum „Schwatz“ mit den Nachbar*innen einladen
Vom Privileg zum Grundrecht?
Durch die Pandemie verwandelte sich der Balkon in ein echtes Privileg. Einen privaten Zugang ans Freie zu besitzen, war heiß begehrt, sodass auch die Nachfrage nach Wohnungen mit Balkon auf dem Markt anstieg. Schnell wurden Stimmen laut, die forderten, das Recht auf einen Balkon gesetzlich zu verankern und den Balkon sozusagen als „Menschenrecht“ zu deklarieren.
Fazit
Laut Horx-Strathern müssen sich Stadtplaner*innen künftig weiterhin mit der Diskussion um den rechtlichen Anspruch auf einen Balkon beschäftigen. Die hohe Nachfrage nach Balkonen und Außenflächen sowie die Nachrüstung von Balkonen werden, so Horx-Strathern, auch nach der Pandemie noch eine große Rolle spielen.
Weitere Informationen zu diesem und weiteren neuen Wohntrends wie dem „Hoffice“ oder „Home Suite Home“ finden Sie im Home Report 2021 von Oona Horx-Strathern, veröffentlicht vom Zukunftsinstitut.